Erinnerst du dich noch an Videotheken mit Rückgabefrist und Spätgebühr? Heute streamen wir Serien, Dokus und Filme, wann und wo wir wollen – und Netflix war der erste, der diesen Wandel groß gemacht hat. Was als DVD-Verleih per Post begann, hat sich in nur zwei Jahrzehnten in einen der mächtigsten Medienkonzerne der Welt verwandelt. Diese Zusammenfassung zeigt dir den kometenhaften Aufstieg von Netflix und warum sich durch diesen Streaming-Pionier die gesamte Filmbranche verändert hat.
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Wie lautet die Spielnummer von Gi-hun, der Hauptfigur von „Squid Game“?
Antwort unten im Text…
Deepdive
Netflix wurde 1997 von Reed Hastings und Marc Randolph im kalifornischen Los Gatos gegründet. Der Name kombiniert „Net“ (Internet) mit „flicks“ (umgangssprachlich für Filme). Ursprünglich war Netflix eine reine Online-Videothek, die Filme auf DVD per Post verschickte. Die Gründer investierten 2,5 Millionen US-Dollar Startkapital und begannen mit 30 Mitarbeitern sowie 925 DVDs, praktisch dem gesamten verfügbaren Sortiment damals. Amazon versuchte bereits 1998, Netflix zu übernehmen, was Hastings und Randolph jedoch ablehnten. Anfangs machte Netflix trotz Abonnentenwachstum Verluste und bot sich Blockbuster zum Verkauf an, was Blockbuster jedoch ablehnte – ein Fehler, wie sich später herausstellte. Heute hat Netflix über 301,5 Millionen zahlende Abonnent*innen weltweit (Stand: Anfang 2025), macht 30+ Milliarden Dollar Umsatz, ist in über 190 Ländern verfügbar und investiert jährlich mehr als 17 Milliarden US-Dollar in neue Inhalte. Besonders stark ist Netflix im Serienbereich: Produktionen wie Stranger Things, The Crown, Squid Game oder Wednesday gehören zu den meistgesehenen Inhalten weltweit. Allein Squid Game wurde in den ersten vier Wochen von über 110 Millionen Haushalten gestreamt. Und: Netflix war der erste große Streamingdienst, der komplette Staffeln auf einmal veröffentlichte – der Startschuss für das Phänomen „Binge-Watching“.
Die Legende erzählt, dass Reed Hastings Netflix gründete, weil er einmal eine 40-Dollar-Spätgebühr bei Blockbuster zahlen musste. Ob das wirklich stimmt oder PR-Story ist, sei dahingestellt – klar ist: Das klassische Videotheken-Modell war reif für ein Update. Statt Filme im Laden zu holen, konnten Netflix-Kunden ab 1999 online DVDs bestellen. Geliefert wurde per Post. Der Clou: Es gab keine Rückgabefrist. Man zahlte eine Monatsgebühr und konnte so viele DVDs tauschen, wie man wollte – nur eben immer nur eine auf einmal. Das kam an. Das Unternehmen wuchs – und ging 2002 an die Börse. Blockbuster, damals Marktführer, lehnte 2000 ein Kaufangebot von Netflix ab. Ein Fehler: Zehn Jahre später war Blockbuster pleite. Netflix übernahm das digitale Zepter.
Reed Hastings wurde am 8. Oktober 1960 in Boston geboren und studierte Informatik. Er führte Netflix bis 2023 als CEO und baute das Unternehmen maßgeblich zu einem globalen Streaming-Giganten aus. Sein Vermögen wird auf 3,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. Marc Randolph, geboren am 29. April 1958 in New York, verließ Netflix bereits 2003 und besitzt heute ein geschätztes Vermögen von etwa 400 Millionen US-Dollar. Beide schrieben Bücher über ihre Erfahrungen: Randolph („That Will Never Work“) über die Anfangsjahre und Hastings („Keine Regeln“) über die Unternehmenskultur bei Netflix.
Ab 2007 begann Netflix, Filme und Serien nicht mehr per Post zu verschicken – sondern online zu streamen. Anfangs war das Angebot klein, die Qualität eher mittel. Doch das Modell war bequem, günstig und rund um die Uhr verfügbar. Das änderte alles. Netflix setzte auf: Abo statt Einzelkauf, Unbegrenzten Zugriff statt Spätgebühren und persönliche Empfehlungen statt starrer Programmschemata. Netflix führte 1999 ein monatliches Flatrate-Abo ein, wodurch das Geschäftsmodell klarer und attraktiver wurde. Im Mai 2002 ging Netflix an die Börse und erzielte 2003 erstmals einen Gewinn. Mit dem Aufkommen von YouTube in den 2000er Jahren erkannte Netflix das Potenzial des Video-Streamings und verwarf Pläne für eine Hardware („Netflix-Box“). Stattdessen startete das Unternehmen 2007 das Video-on-Demand-Angebot. Anfangs waren nur etwa 1.000 Titel per Streaming verfügbar, bis 2025 wuchs das Angebot auf über 12.000 Titel. Mit der Zeit wurde der Dienst technisch besser, das Angebot größer – und ab 2010 international. Zuerst in Kanada, dann Europa, schließlich weltweit (außer China, Nordkorea und Syrien).
2010 begann Netflix seine internationale Expansion, zuerst nach Kanada und später nach Europa, Lateinamerika und Asien. Im Januar 2016 wurde Netflix nahezu weltweit verfügbar, ausgenommen China, Nordkorea, Syrien und die Krim. Netflix intensivierte seine Eigenproduktionen erheblich. Berühmte Serien wie „House of Cards“, „Orange Is the New Black“ oder später „Stranger Things“ wurden zu globalen Hits und trugen maßgeblich zum internationalen Erfolg bei. Seit 2013 produziert Netflix zunehmend lokale Inhalte in verschiedenen Ländern, darunter Deutschland („Dark“), Frankreich („Marseille“) und Südkorea („Squid Game“). 2013 kam der große Knall: House of Cards war die erste selbstproduzierte Netflix-Serie – mit Stars wie Kevin Spacey, hohem Budget und Kinoqualität. Der Erfolg war gigantisch. Und das Signal war klar: Netflix wollte nicht nur Inhalte zeigen, sondern auch selbst machen. Es folgten Serien wie: Orange Is the New Black, Narcos, The Witcher, Dark (erste große deutsche Netflix-Serie), Bridgerton, You, The Queen’s Gambit usw. Und besonders 2021: Squid Game aus Südkorea – eine Serie, die Netflix über Nacht zum globalen Kulturgut machte. Netflix produziert heute in über 30 Sprachen, arbeitet mit lokalen Crews, fördert neue Talente – und verändert dadurch auch, was als „Mainstream“ gilt. Serien aus Mexiko, Deutschland oder Spanien (z. B. Haus des Geldes) werden weltweit geschaut.
🧩Quiz -Antwort
Gi-hun trägt die Spielnummer 456 – er ist der letzte Teilnehmer, der ins Spiel kommt
Was Netflix so stark macht, ist nicht nur der Inhalt – sondern auch die Technik und Strategie dahinter:
Algorithmen analysieren dein Sehverhalten, um dir möglichst passende Empfehlungen zu geben. Jede*r sieht ein anderes Startbild oder eine andere Vorschau für denselben Film.
Datengetriebene Entscheidungen: Welche Serien werden fortgesetzt, welche abgesetzt? Das entscheidet oft die Statistik – nicht der Kritiker.
Globale Veröffentlichung: Netflix launcht neue Staffeln gleichzeitig weltweit – das schafft Hype und verhindert Spoiler.
Keine Werbung (bis vor Kurzem): Nutzer*innen liebten die Werbefreiheit – inzwischen testet Netflix günstige Tarife mit Werbung, um auch preissensible Kunden zu erreichen.
Und: Netflix war lange technologischer Vorreiter, mit stabilen Apps, Offline-Download, 4K-Streaming – bevor viele Konkurrenten überhaupt starteten. 2020 übertraf Netflix erstmals den Börsenwert von Disney mit knapp 195 Milliarden US-Dollar und erreichte Ende des Jahres über 200 Millionen zahlende Abonnenten. Die Coronapandemie begünstigte diesen Erfolg deutlich, sodass Netflix allein 2020 rund 36,5 Millionen neue Abonnenten gewann. Bis zum Ende des vierten Quartals 2024 hatte Netflix über 301 Millionen zahlende Kunden weltweit. Diese Erfolge spiegelten sich auch in den Geschäftszahlen wider: 2024 erzielte Netflix einen Jahresumsatz von etwa 39 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von rund 8,7 Milliarden US-Dollar.
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Der Erfolg von Netflix blieb nicht unbemerkt. Spätestens seit 2019 bekommt der Pionier Konkurrenz – und zwar mächtig:
Disney+ bringt Marvel, Star Wars, Pixar und Klassiker – mit riesiger Fanbase
Amazon Prime Video ist durch das Prime-Abo bei Millionen Haushalten eh schon installiert
Apple TV+, HBO Max, Paramount+ und Peacock mischen ebenfalls mit
In Deutschland kommt noch RTL+ oder Joyn dazu
Das Problem: Inhalte werden fragmentiert. Jeder Anbieter will Exklusives – Serien wandern von Netflix zu anderen Plattformen. Das nennt man den Streaming-Krieg. Netflix bleibt Marktführer – aber muss viel investieren, um vorne zu bleiben. 2022 erlebte Netflix erstmals einen Nutzerrückgang. Die Aktie fiel, die Stimmung kippte. Das lag an:
Sättigung des Marktes
Preissteigerungen
Passwort-Sharing (ein Abo für 5 Haushalte)
Wirtschaftskrise
Netflix reagierte: Strengere Regeln gegen geteilte Accounts, ein günstiger Tarif mit Werbung, mehr lokale Produktionen, weniger Serienabbrüche. Gleichzeitig wurde das Angebot breiter: Reality-TV, Games, Dokumentationen – von Love is Blind bis Drive to Survive. Das Ziel: Nicht nur Serienplattform – sondern Unterhaltungshub für alles.
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Blockbuster lehnte Netflix ab! Netflix wollte im Jahr 2000 an Blockbuster verkaufen – für nur 50 Millionen US-Dollar. Blockbuster sagte Nein – heute ist Netflix Milliarden wert und Blockbuster existiert kaum noch.
DVDs per Post gibt’s immer noch! Viele wissen nicht, dass Netflix in den USA noch immer DVDs verschickt – erst im September 2023 wurde dieser Service eingestellt.
Netflix verursachte massiven Internetverkehr: Netflix ist für bis zu 35% des gesamten Internetverkehrs in Nordamerika verantwortlich gewesen, insbesondere zu den Spitzenzeiten während der Pandemie.
Netflix produzierte über 200 Eigenproduktionen im Jahr: Netflix veröffentlichte allein 2022 mehr als 230 Original-Filme und Serien – fast täglich eine neue Produktion!
„Squid Game“ war nur 21 Millionen Dollar teuer: Die weltweit beliebteste Netflix-Serie „Squid Game“ kostete nur etwa 21 Millionen Dollar – vergleichsweise günstig für ihren globalen Erfolg.
Personalisierte Coverbilder: Netflix zeigt jedem Zuschauer unterschiedliche Titelbilder für dieselbe Serie oder denselben Film, basierend auf persönlichen Vorlieben und Sehgewohnheiten.
Netflix-DVDs flogen schon ins Weltall: Astronauten haben bereits Netflix-DVDs zur Internationalen Raumstation ISS mitgenommen – bevor Streaming im Weltall verfügbar war.
Weltrekord bei Binge-Watching: Der offizielle Guinness-Weltrekord im Binge-Watching wurde 2017 aufgestellt: Ein Zuschauer schaute ganze 94 Stunden Netflix am Stück!
Netflix testet deine Geduld: Netflix hat schon mehrfach getestet, wie lange Zuschauer bereit sind, auf das Laden eines Streams zu warten, bevor sie den Dienst abschalten – teilweise bis zu 20 Sekunden.
Netflix zahlt für manche Produktionen extrem wenig: Einige Animationsstudios kritisierten Netflix, da das Unternehmen pro Animationsschnitt nur etwa 30 Euro zahlte – das ist weniger, als bei herkömmlichen TV-Produktionen üblich.